DRC am Scheideweg: Werden Friedengespräche Gewalt stoppen?
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Credit: Arlette Bashizi/REUTERS
Am 27. Juni 2025 erreichte Zentralafrika einen bedeutenden Wendepunkt. Die Demokratische Republik Kongo und Ruanda unterzeichneten in den USA und Katar das Washington-Abkommen. Dieses Friedensprojekt sieht einen schrittweisen Abzug ruandischer Truppen, den Abbau großer Milizen sowie eine regionale Wirtschaftsstrategie rund um strategische Mineralien vor.
Das Abkommen basiert auf der vollen Souveränität beider Staaten, dem Ende der Feindseligkeiten, der Demobilisierung bewaffneter Gruppen und einer langfristigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Doch die Ausgrenzung der M23-Rebellen macht die Umsetzung extrem fragil.
Der fortbestehende M23‑Konflikt und militärische Faktoren
Territoriale Kontrolle und anhaltende Gewalt
Seit Januar 2025 führen M23-Kämpfer Großoffensiven in Nord- und Süd-Kivu. Sie beherrschen wichtige Gebiete um Goma und Bukavu. Tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende vertrieben. Ruanda bestreitet eine Beteiligung, doch kongolesische Geheimdienstberichte sprechen von einer Kooperation zwischen M23 und der ruandischen Armee.
Diese Dynamik erschwert die Glaubwürdigkeit des Friedensplans erheblich. Der Waffenstillstand gilt nur teilweise, Kämpfe in entlegenen Landstrichen dauern an. M23-Führer fordern politische Zugeständnisse und Amnestie, bevor sie ihre Waffen niederlegen.
Verhandlungswege und diplomatische Bemühungen
Parallel zum Washington-Abkommen begannen im April 2025 direkte Gespräche in Doha zwischen der DR Kongo-Regierung und dem M23. Diese Verhandlungen drehen sich um Truppenrückzug, Übergangsjustiz und Rebellen-Demobilisierung. Teile der M23 zeigen sich bereit zur Teilnahme, während Hardliner Vorwürfe gegen Kinshasa erheben. Beide Seiten beschuldigen sich wechselseitig, den Prozess zu untergraben.
Humanitäre Krise und soziale Auswirkungen
Vertreibung sowie Ernährungskrise
Der Osten der Republik ist gegenwärtig eine der schlimmsten Katastrophenregionen weltweit. Laut UN sind über 7 Millionen Menschen intern geflohen. Fast 28 Millionen sind von Hunger bedroht. In den letzten sechs Monaten wurden fast 2.000 Konfliktopfer registriert.
Das Bildungswesen kollabiert. In Ituri wurden über 290 Schulen zerstört, 1,3 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Gesundheitsdienste sind überlastet, besonders in Rutshuru und Masisi, wo Lieferketten durchbrochen sind.
Mineralienreichtum als zweischneidiges Schwert
Gold, Lithium, Tantal und Kobalt befeuern weiterhin die Gewalt. Milizen nutzen Minengewinne zur Finanzierung. Zwar sieht das Abkommen gemeinschaftliche Wirtschaftszone und US-Investitionen vor. Doch die praktische Umsetzung für Ressourcenkontrolle ist unklar.
Milizen wie M23, FDLR und Mai‑Mai profitieren weiterhin illegal. Ohne klare Governance drohen wirtschaftliche Versprechen zu leeren Versprechungen zu werden.
Politische Spannungen und regionale Verwerfungen
Ruandas umstrittene Rolle
Kigali sprach sich prinzipiell für den Truppenabzug aus, doch Kinshasa misstraut. Der Verdacht besteht, Ruanda nutze M23 als Stellvertreterarmee, um den Osten der RDC und dessen Rohstoffe zu kontrollieren. Ruanda wiederum wirft der Regierung Toleranz gegenüber FDLR-Milizen vor.
Dieses gegenseitige Misstrauen zerstört regionales Vertrauen. Unklar ist, ob etwa eine afrikanische Beobachtermission verbleibende Machtvakuen sichern könnte.
Diplomatische Unterstützung von außen
Die Beteiligung der USA unterstreicht ein diplomatisches Wiedererwachen in Zentralafrika. US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete Stabilität in der RDC als Schlüssel zur Sicherheit in der Region der Großen Seen.
Frankreich, die Afrikanische Union, Russland und die UNO unterstützen das Abkommen. Die EU hilft bei der Rückführung von Flüchtlingen. Katar vermittelt weiterhin in Doha. Doch erneute Gewalt oder Verzögerungen können das internationale Engagement gefährden.
Umsetzungsschwierigkeiten und fragiler Optimismus
Demobilisierung und Wiedereingliederung
Das Abkommen fordert die sofortige Waffenabgabe, biometrische Registrierung der Kämpfer und Ausschluss von Kriegsverbrechern. Experten warnen vor Missbrauch, Korruption und mangelhafter Kontrolle, besonders in milizenbeherrschten Gebieten.
Trotz Versprechen globaler Transparenz mit internationalen Partnern bleiben konkrete Details unklar. Frühere Programme scheiterten an fehlenden Ressourcen und Aufsicht.
Rückkehr der Flüchtlinge und humanitäres Gleichgewicht
Rund 250.000 kongolesische Flüchtlinge aus Ruanda, Uganda und Burundi sollen zurückkehren. Humanitäre Organisationen fordern Sicherheitszusagen und freien Zugang vor Ort.
Doch auch im Nord-Kivu bleiben Korridore gefährlich. Hilfskonvois werden überfallen, seit Januar 2025 wurden über ein Dutzend humanitäre Helfer getötet. Ohne Sicherheit kann niemand zurückkehren.
Lokale Legitimität und politische Vertrauensbildung
Außenministerin ThrRese Kiaikwamba Wagner warnte, das Abkommen sei nur ein Anfang. Ohne breite gesellschaftliche Akzeptanz könne keine nachhaltige Stabilität entstehen. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure fühlen sich ausgeschlossen.
UN-Repräsentantin Bintou Keita appellierte an Kinshasa und Kigali, Dialog und inklusive Regierungsstrukturen zu priorisieren. Ohne Versöhnung richte man eine Saat für die nächste Rebellion.
Externe Warnungen aus der Fachwelt
Rod Martin, Experte für Zentralafrika, warnte in einem Interview mit Al Jazeera: Das Washington-Abkommen signalisiere zwar Absicht, aber nicht Umsetzungskraft.
Er mahnte:
„Die größte Herausforderung liegt in der Umsetzung angesichts tief verwurzelten Misstrauens und anhaltender Gewalt.“
🔥 THREAD: TRUMP BROKERS PEACE IN AFRICA 🧵
You may have missed it with the Israel-Iran Ceasefire, but…
Trump just ended a decades-long war between Rwanda and the Congo.
Die Friedensgespräche der RDC 2025 zeigen, dass diplomatische Wege trotz jahrzehntelanger Kriege möglich sind. Doch ihr Erfolg hängt nicht von Unterzeichnungen ab, sondern vom Mut, Gerechtigkeit und Gemeinschaft vor Ort zu stärken.
Ohne M23-Integration, anhaltender Gewaltprävention und institutionellem Vertrauen bleibt der fragile Frieden eine Hoffnung, die jeden Tag aufs Neue hart verdient werden muss.Tools