Führende Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) bauen ihre Lobbypräsenz in Washington rapide aus – eine Stadt, die sich derzeit als vergleichsweise leichtes Ziel erweist. Die beiden privat geführten KI-Firmen OpenAI und Anthropic verstärken ihre personelle Präsenz in der Hauptstadt, intensivieren ihre Lobbyarbeit und konkurrieren um Aufträge aus dem geschätzten 75-Milliarden-Dollar-Budget für Informationstechnologie des Bundes, von dem ein Großteil inzwischen der KI gewidmet ist. Noch vor kurzem hatten sich diese Unternehmen als vorsichtige, forschungsorientierte Alternativen zu aggressiveren Tech-Konzernen positioniert.
Warum intensivieren KI-Firmen ihre Lobbyarbeit in Washington?
Diese Lobby-Initiative zielt darauf ab, den Rückenwind durch die republikanisch dominierte Kongressmehrheit und die Trump-Regierung zu nutzen. Beide betrachten die KI-Branche als Schlüssel zur Stärkung der amerikanischen Wettbewerbsfähigkeit und als Mittel zur Reduzierung der Bundesbelegschaft.
Obwohl die Branche nicht vollständig geschlossen auftritt, ist die KI-Lobby bisher weitgehend erfolgreich. Im Rahmen eines umfangreichen Gesetzespakets, das derzeit im Senat anhängig ist, hat das Repräsentantenhaus ein zehnjähriges Moratorium für staatliche und kommunale KI-Regulierungen beschlossen – ein klares Zeichen für die industriefreundliche Haltung vieler Politiker.
Kritiker hingegen befürchten, dass sich die KI-Debatte in Washington zu einer allzu engen Beziehung zwischen Wirtschaft und republikanischen Unterstützern entwickelt hat – mit der Folge, dass grundlegende gesellschaftliche und ethische Fragen über diese mächtige, schwer kontrollierbare Technologie unter den Tisch fallen.
Welche Rolle spielen Bundesaufträge beim KI-Ausbau?
Die KI-Lobby setzt auf mehr Regierungsaufträge und auf weniger einschränkende Regulierungen – ein klassischer „Doppelschlag“ in Washington. Die öffentlichen Investitionen in KI wachsen: Sämtliche Bundesbehörden – darunter das Verteidigungsministerium, das Energieministerium, die Steuerbehörde IRS und das Veteranenministerium – verfolgen das Ziel, ihre KI-Kompetenz auszubauen.
Es wird erwartet, dass der Drang der Trump-Regierung nach Automatisierung und Personalabbau die Nachfrage nach KI-Lösungen aus der Privatwirtschaft zusätzlich ankurbelt, um Lücken in der Verwaltung zu schließen.
Das rasante Wachstum der KI erfordert enorme Energiemengen – weshalb sich KI-Firmen aktiv in die Debatte rund um neue Energiequellen und Rechenzentren einbringen. Sie fordern in Weißem Haus und Kongress Erleichterungen bei Genehmigungsverfahren für neue Infrastrukturen und werben für private Investitionen in entsprechende Großprojekte.
In einer Infrastrukturstrategie, die OpenAI Ende letzten Jahres veröffentlichte, rief das Unternehmen die Bundesregierung dazu auf, sich auf einen dramatisch steigenden Energie- und Rechenbedarf vorzubereiten. Vorschläge umfassten die Erweiterung des nationalen Stromnetzes, mehr staatliche Unterstützung für private Großinvestitionen in Energieprojekte sowie die Schaffung spezieller KI-Zonen, in denen Genehmigungen für Energieinfrastruktur und Rechenzentren schneller erteilt werden können.
Inzwischen greifen Mitglieder der Trump-Regierung diese Forderungen nahezu wortgleich auf. David Sacks, Trumps Beauftragter für KI und Kryptowährungen, präsentierte bei der Bitcoin 2025-Konferenz in Las Vegas im vergangenen Monat eine umfassende Zukunftsvision – ganz im Sinne der Lobbyinteressen der KI-Branche.