Am 21. Juni 2025 starteten die Vereinigten Staaten die Operation Midnight Hammer, einen massiven Angriff auf iranische Atomanlagen in Fordow, Natanz und Isfahan. Sieben B‑2‑Tarnkappenbomber warfen vierzehn 13.600‑kg‑Bunkerbrecher-Bomben ab, unterstützt durch Tomahawk-Marschflugkörper von U‑Booten. Der Angriff stellt eine deutliche Eskalation des amerikanischen Militäreinsatzes in der Region dar, unmittelbar nach Israels Offensive am 13. Juni.
Präsident Donald Trump nannte die Mission einen „spektakulären militärischen Erfolg“ und erklärte, die wichtigsten iranischen Urananreicherungsanlagen seien „vollständig und total zerstört“ worden. Vizepräsident JD Vance und Verteidigungsminister Pete Hegseth teilten seinen Optimismus und erklärten, Irans Fähigkeit zum Bau von Atomwaffen sei „unter einer Trümmermasse begraben“ worden.
Schadensbewertung und ihre Grenzen
Was Satellitenbilder und Bewertungen zeigen
Frühe US-Berichte zeigen, dass der Angriff das iranische Atomprogramm lediglich um Monate, nicht um Jahre, zurückgeworfen hat. Satellitenbilder von Fordow zeigen sechs riesige Krater auf dem Gelände. Das iranische Atomkommando meldete, dass der Kern des Programms intakt sei und das Personal rechtzeitig evakuiert wurde. Die IAEO warnt, dass die Zerstörung der Überwachungsinfrastruktur künftige Inspektionen zu einem „Katz-und-Maus-Spiel“ machen könnte.
Vertrag zur Nichtverbreitung in Gefahr
Das iranische Parlament stimmte dafür, die Zusammenarbeit mit der IAEO zu beenden, und diskutiert über einen Austritt aus dem NVV. IAEO-Chef Rafael Grossi warnte, dass militärische Angriffe auf Atomanlagen die weltweite Kontrolle gefährden und schwerwiegende Umweltauswirkungen haben könnten – besonders in der Nähe von Standorten wie Buschehr.
Ein gefährlicher Präzedenzfall
Angriffe auf Nuklearanlagen untergraben internationale Normen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden. UN-Experten verurteilten die Angriffe und erklärten, sie verstießen gegen die Grundprinzipien der UN-Charta und könnten als Angriffskrieg gewertet werden. Andere Länder könnten dies als Freibrief sehen, Nuklearanlagen ebenfalls anzugreifen – mit potenziellen regionalen Wettrüstungen zur Folge.
Regionale und globale Auswirkungen
Der Iran reagierte mit Raketenangriffen auf einen US-Stützpunkt in Katar – es gab keine Todesopfer. In Folge der israelisch-iranischen Spannungen kamen jedoch bereits 657 Menschen im Iran ums Leben, darunter 263 Zivilisten. In Israel forderten Iran-bezogene Angriffe 24 Todesopfer.
Saudi-Arabien und Russland bezeichneten die US-Aktion als provokant und gefährlich. UN-Generalsekretär António Guterres rief zu Zurückhaltung und Diplomatie auf. Der brüchige Waffenstillstand steht weiterhin auf der Kippe, während beide Seiten mit weiteren Aktionen drohen.
Nukleare und ökologische Risiken
Zwar wurden keine Reaktoren, sondern nur Anreicherungsanlagen angegriffen, dennoch sehen Experten die Angriffe kritisch. Die IAEO warnte erneut vor den Umweltgefahren durch freigesetzte radioaktive Stoffe und betonte das Risiko für die betroffene Bevölkerung.
Legalität und internationale Normen
Juristen weisen darauf hin, dass der Angriff nicht nur gegen den NVV, sondern auch gegen das Kriegsverbot der UN-Charta verstößt. Der iranische Außenminister Abbas Araghchi warf den USA vor, Irans Souveränität und das Völkerrecht verletzt zu haben, und erklärte: „Der Iran behält sich alle Optionen vor, um seine Souveränität, seine Interessen und sein Volk zu verteidigen.“
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hingegen lobte den Einsatz: „Glückwunsch, Präsident Trump. Ihre mutige Entscheidung, Irans Atomanlagen anzugreifen … wird Geschichte schreiben.“
Strategische Abwägungen
Die USA rechtfertigen den Angriff mit dem Ziel, Irans nukleare Ambitionen zu stoppen und Israel zu schützen. Verteidigungsminister Hegseth sagte, die Schläge hätten „Irans Fähigkeit zur Entwicklung von Atomwaffen ausgelöscht“, während Vance ergänzte, Iran sei „heute viel weiter von einem Atomprogramm entfernt als noch vor 24 Stunden“.
Doch Geheimdienstanalysen deuten darauf hin, dass jede Verzögerung des iranischen Atomprogramms nur vorübergehend ist. Ohne wirksame Überwachung könnte Iran seine Aktivitäten im Geheimen beschleunigen – mit globalen Konsequenzen.
Stimmen der Zivilgesellschaft und Experten
Umwelt- und Hilfsorganisationen warnen, dass militärische Schläge humanitäre Bemühungen beeinträchtigen und jahrzehntelange Verhandlungen gefährden könnten. Sie betonen, dass nukleare Destabilisierung regionale Aufrüstung und Proliferation begünstigt.
Ein Wendepunkt für die nukleare Weltordnung
Diese Ereignisse markieren einen Wendepunkt in den internationalen Nuklearnormen. Der kurzfristige Erfolg der Operation verdeckt nicht die langfristigen Risiken. Die mögliche Auflösung von Nichtverbreitungsregimen und die stillschweigende Billigung von Angriffen auf Nuklearanlagen verdienen Aufmerksamkeit.
Die Reaktionen des Iran – insbesondere seine Bereitschaft, den NVV zu verlassen und Inspektionen zu blockieren – zeigen, wie militärischer Erfolg langfristige Sicherheitsrisiken nach sich ziehen kann. Ohne neue diplomatische Initiativen und verlässliche Kontrollmechanismen droht der Welt ein gefährlicher Abwärtstrend in Richtung Proliferation und Krieg.