Trumps Alaska-Gipfel: Kann Diplomatie der Ukraine im Krieg helfen?

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Trump’s Alaska summit: Can diplomacy deliver for Ukraine amid stalemate?
Credit: Julia Demaree Nikhinson/AP

Im August 2025 empfing der ehemalige US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Anchorage, Alaska – ein diplomatischer Höhepunkt inmitten eines der langwierigsten bewaffneten Konflikte Europas. Es war Putins erster Besuch in den USA seit fast einem Jahrzehnt und das erste Spitzentreffen seit dem Scheitern früherer Waffenstillstandsversuche in Genf und Istanbul.

Der Ort des Treffens – Alaska – wurde symbolisch gewählt, da er geografisch nahe an Russland liegt. Das entsprach Trumps Erzählung von pragmatischer Annäherung. Trotz warmer Gesten auf den Straßen und diplomatischer Höflichkeit blieb das Treffen ergebnislos: Es wurde weder ein Waffenstillstand noch ein offizielles Dokument zur Beendigung der Feindseligkeiten in der Ukraine unterzeichnet. Beide Seiten betonten lediglich den „konstruktiven“ Ton des Dialogs und bekräftigten die Absicht, die Gespräche fortzusetzen.

Gegensätzliche Visionen und harte Bedingungen

Putin ging mit klaren roten Linien in die Verhandlungen. Moskau forderte ein Einfrieren ukrainischer Zugewinne in Saporischschja und Cherson sowie internationale Anerkennung seiner Kontrolle über Donezk und Luhansk. Diese Forderungen hängen direkt mit der strategisch wichtigen Landverbindung zur Krim zusammen – ein Gebiet, das seit 2022 stark umkämpft ist.

Der Kreml präsentiert diese Forderungen als Sicherheitsgarantien zum Schutz ethnischer Russen in der Region und zur Aufrechterhaltung der Versorgungslinien zur Krim. Während Trump die Annexionen nicht öffentlich unterstützte, deutete er doch eine Abkehr von der bisherigen amerikanischen Haltung an – mit dem Hinweis, dass man die Realität vor Ort neu bewerten müsse.

Die ukrainische Souveränität bleibt unantastbar

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies rasch jede Hoffnung auf territoriale Zugeständnisse zurück und erinnerte daran, dass dies laut ukrainischer Verfassung verboten sei. Für Kiew bilden Souveränität und territoriale Integrität die Grundpfeiler jeder Verhandlung. Gespräche, die diese Prinzipien untergraben, seien nicht akzeptabel.

Obwohl die Ukraine nicht am Alaska-Gipfel teilnahm, ist sie entscheidend für künftige Verhandlungen. Das Präsidialamt in Kiew äußerte Besorgnis, dass durch bilaterale Gespräche zwischen den USA und Russland ukrainische Interessen unter dem Deckmantel der Friedensförderung übergangen werden könnten.

Kriegsmüdigkeit und humanitäre Notlage

Während des Gipfels verschlechterte sich die Lage vor Ort. Ukrainische Militärs meldeten anhaltenden Beschuss in Charkiw und schwere Grabenkämpfe an der Donezker Front. Trump erklärte, laut Geheimdienstberichten seien allein im Juli etwa 5.000 bis 6.000 Kämpfer getötet worden.

Ohne Waffenstillstand sind humanitäre Korridore instabil. Hilfsorganisationen haben kaum Zugang zu den Kampfgebieten und werden häufig beschossen. Die Zahl der Vertriebenen steigt weiter. Über 12 Millionen Menschen sind derzeit vom Krieg betroffen, besonders konzentriert in Dnipro und Odessa.

Diplomatisch, aber ergebnislos

Es gab weder ein gemeinsames Abschlusskommuniqué noch eine Pressekonferenz – ein Hinweis auf die Sensibilität der Gespräche. Trump äußerte den Wunsch nach einer „breiteren und nachhaltigeren Friedenslösung“ und brachte die Möglichkeit eines trilateralen Treffens unter Einbeziehung der Ukraine ins Spiel. Doch Datum und Ort wurden nicht genannt, und russische Beamte relativierten die Aussicht auf erweiterte Gespräche.

Beobachter kritisierten das Treffen als symbolisch, aber ohne substanziellen Fortschritt. Es fehlte an Einigkeit, und beide Seiten zeigten keine klare Bereitschaft, von ihren Positionen abzurücken.

Globale Reaktionen und strategische Bedenken

Vertreter der Europäischen Union reagierten schnell. Frankreich und Deutschland betonten, dass jede Lösung die Ukraine als vollwertigen Partner einbeziehen müsse. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte: „Die Ukraine darf nicht Gegenstand von Verhandlungen ohne eigene Stimme sein.“

Auch NATO-Mitglieder äußerten sich kritisch. Besonders Polen und die baltischen Staaten warnten davor, Moskau entgegenzukommen, da dies weitere Aggressionen ermutigen könnte.

US-Innenpolitik und geopolitische Folgen

Trumps Treffen mit Putin spaltete die amerikanische Öffentlichkeit. Während einige den Versuch begrüßten, den Dialog wiederzubeleben, warfen Kritiker ihm vor, russische Aggression zu legitimieren. Mitglieder des US-Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen warnten davor, Territorien preiszugeben, ohne belastbare Sicherheitsgarantien für die Ukraine.

Der Alaska-Gipfel könnte Debatten im US-Wahlkampf 2026 über Außenpolitik beeinflussen – insbesondere zur Frage, wie Diplomatie und Abschreckung in Einklang gebracht werden sollen. Trumps Aussage, Putin sei ein „naher Nachbar“, löste zudem Diskussionen über die strategische Ausrichtung der USA in der Arktis und im Pazifik aus.

Analyse und Stimmen aus der Region

Kate Bohuslavska, ukrainische Analystin und Regierungsberaterin, kommentierte das Gipfeltreffen:

Sie schrieb, der Dialog „müsse ukrainische Souveränität ins Zentrum stellen und geopolitische Realitäten berücksichtigen“, und fügte hinzu: „Frieden braucht mehr als Verträge – er verlangt Partnerschaft, Legitimität und gegenseitigen Respekt.“

Ihre Haltung ist repräsentativ für viele ukrainische Strategen, die Diplomatie als notwendig ansehen, aber nicht auf Kosten nationaler Identität und verfassungsmäßiger Prinzipien. Ihre Analyse bringt den Zwiespalt auf den Punkt: Frieden und Selbstbestimmung stehen in Spannung.

Was der Alaska-Gipfel über Diplomatie im Jahr 2025 verrät

Das Treffen zwischen Trump und Putin signalisiert eine mögliche Neuausrichtung diplomatischer Instrumente bei komplexen Konflikten. Zwar sind Friedensverhandlungen nicht neu, doch ein Format, das die direkt betroffene Partei ausschließt, wirft Fragen nach Legitimität, Wirksamkeit und geopolitischer Symbolik auf.

Die Bedeutung des Gipfels liegt nicht in einem konkreten Ergebnis, sondern im Zeichen, das er setzt: Großmächte, die untereinander Frieden vereinbaren wollen, ohne die Betroffenen einzubeziehen, riskieren die Glaubwürdigkeit des Prozesses.

Die Uhr tickt – mit dem Eintritt in das vierte Kriegsjahr steigt der Druck auf alle Seiten. Wirtschaftliche und militärische Belastungen führen zu vorsichtiger Offenheit für Verhandlungen. Doch ohne grundlegende Anerkennung zentraler Linien – ukrainische Souveränität, russische Sicherheitsinteressen und das Völkerrecht – wird auch ein mögliches trilaterales Treffen wenig bewirken.

Ob der Alaska-Gipfel ein Wendepunkt der Diplomatie oder nur eine vorübergehende Geste war, hängt davon ab, ob die Beteiligten bereit sind, echte Kompromisse zu suchen. Der wohl gefährlichste Konflikt Europas bleibt ungelöst – und die Welt schaut genau hin.

Research Staff

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