Die ugandische Regierung hat einem bilateralen Abkommen mit den Vereinigten Staaten über Abschiebungen zugestimmt. Dieses sogenannte temporäre Abkommen erlaubt es den USA, ausländische Staatsangehörige – darunter Asylsuchende und abgelehnte Antragsteller – nach Uganda abzuschieben, sofern sie keine Minderjährigen sind, keine kriminelle Vorgeschichte haben und im Idealfall afrikanischer Herkunft sind.
Obwohl Uganda nicht das einzige afrikanische Land ist, das an solchen US-Initiativen teilnimmt, hat dieses spezielle Abkommen aufgrund seiner Geheimhaltung und weitreichender politischer Auswirkungen besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Beamte in Kampala rechtfertigten das Abkommen als Teil breiterer diplomatischer und wirtschaftlicher Gespräche mit Washington – darunter auch Gespräche über Handelszugänge, Reisevisa und mögliche Lockerungen selektiver Sanktionen. Kritiker in Uganda zweifeln jedoch an der Legitimität des Abkommens, da es weder im Parlament diskutiert noch offiziell ratifiziert wurde. Dass es nur wenige Monate vor den allgemeinen Wahlen im Januar 2026 abgeschlossen wurde, nährt die Sorge, dass die Museveni-Regierung das Abkommen als Mittel nutzt, um diplomatische Vorteile zu erlangen und gleichzeitig innenpolitischer Rechenschaftspflicht zu entgehen.
Menschenrechtsbedenken und Herausforderungen im Flüchtlingsschutz
Das Uganda-USA-Abschiebeabkommen wurde sofort von internationalen Menschenrechtsorganisationen kritisiert. Sie argumentieren, dass das Abkommen fundamentale Prinzipien des Flüchtlingsschutzes verletzt. Laut der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und der Kampala-Konvention Afrikas haben Abgeschobene das Recht auf sichere Rückkehr und menschenwürdige Aufnahme – Rechte, die durch das Abkommen gefährdet werden, da es Menschen über weite Distanzen außerhalb ihres Herkunftslandes oder ihrer Unterstützungsnetzwerke umsiedelt, ohne klare Vorgaben zu Aufenthaltsstatus oder Staatsbürgerschaft.
Befürworter des Flüchtlingsschutzes warnen davor, dass Abgeschobene zu geopolitischen Spielbällen werden könnten, anstatt als Personen mit legitimen humanitären Ansprüchen behandelt zu werden. Uganda beherbergt bereits eine der größten Flüchtlingspopulationen der Welt – rund 1,8 Millionen Menschen (Stand Mitte 2025) – und kämpft mit Ressourcenknappheit, insbesondere in Regionen mit großen Siedlungen. Kritiker befürchten, dass eine zusätzliche Aufnahme von Abgeschobenen ohne internationale Unterstützung die bereits überlasteten Systeme destabilisieren könnte – mit potenziellen Auswirkungen auf Flüchtlinge aus dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo und Somalia.
Der Fall des Salvadorianers Kilmar Abrego Garcia, der ohne Bezug zu Uganda dorthin abgeschoben wurde, macht die menschliche Dimension dieses Abkommens deutlich. Seine langwierigen Bemühungen, in den USA Asyl zu erhalten, mit der Begründung, dass sein Leben bedroht sei und er in Uganda keine Perspektiven habe, verdeutlichen die moralischen und rechtlichen Schwächen solcher transnationalen Abschiebeabkommen.
Innenpolitische Dynamiken in Uganda
In Uganda ist das Abschiebeabkommen zu einem innenpolitischen Thema geworden – insbesondere im Vorfeld der entscheidenden Wahlen. Oppositionsführer Mathias Mpuuga von der National Unity Platform kritisierte das Abkommen als symptomatisch für eine Regierungspolitik, die elitäre und ausländische Interessen über das nationale Wohl stellt. Er bezeichnete das Abkommen als „stinkend“ und warf Präsident Museveni vor, finanzielle und diplomatische Vorteile über rechtliche Integrität und demokratische Zustimmung zu stellen.
Auch die mangelnde Transparenz des Abkommens hat die Kritik verstärkt. Zivilgesellschaftliche Organisationen und juristische Interessensvertreter werfen der Regierung vor, das Parlament und relevante Flüchtlingsakteure nicht einbezogen zu haben. Solche politischen Weichenstellungen, so fordern sie, benötigen formale Überprüfung. Mit wachsender öffentlicher Debatte mehren sich die Befürchtungen, dass die Museveni-Regierung solche Deals nutzt, um sich vor internationalem Druck – etwa von den USA – hinsichtlich Korruption, Regierungsführung und Menschenrechten zu schützen.
Globale Auswirkungen auf Migrationspolitik
Das Abschiebeabkommen zwischen Uganda und den USA ist kein Einzelfall, sondern Teil eines globalen Trends: Wohlhabende Länder verlagern ihre Migrationskontrollstrategien zunehmend, indem sie ärmere Länder dazu bewegen, Migranten oder Asylsuchende aufzunehmen, die sie selbst nicht behalten wollen. Diese Abkommen werden oft als temporär oder humanitär dargestellt, enthalten jedoch selten Mechanismen für Transparenz, Rechtszugang oder Schutzmaßnahmen für die Betroffenen.
Im Fall Uganda verlagert das Abkommen die Verantwortung auf einen Staat, der bereits mit regionaler Vertreibung und wirtschaftlicher Verwundbarkeit kämpft. Die gezielte Auswahl afrikanischer Deportierter wirft zudem Fragen selektiver Abschiebepolitik auf, insbesondere im Vergleich zur Behandlung von Migranten aus Mittelamerika.
Solche Maßnahmen gefährden internationale Flüchtlingssysteme und untergraben das Asylrecht als solches. Sie stehen symptomatisch für einen bedenklichen Wandel in der globalen Migrationspolitik – weg von kollektiver Verantwortung hin zu transaktionaler Diplomatie.
Integration und humanitärer Ausblick
Uganda wird international oft für seine progressive Flüchtlingspolitik gelobt. Das sogenannte Integrationsmodell erlaubt Geflüchteten Zugang zu Landwirtschaft, Bildung und Gemeinschaften. Doch diese Reputation steht nun auf dem Prüfstand. Die Ankunft von Abgeschobenen ohne gesicherten rechtlichen Status und mit fremdem kulturellen Hintergrund stellt eine neue Herausforderung dar. Anders als frühere Flüchtlingsströme erleben viele dieser Menschen eine plötzliche Abschiebung, oft ohne Ressourcen oder psychologische Betreuung.
Die humanitären Kapazitäten Ugandas sind bereits stark belastet. Siedlungen wie Bidi Bidi oder Nakivale leiden unter Nahrungsmittelknappheit, überfüllten Schulen und unzureichender Gesundheitsversorgung. Ohne gezielte internationale Hilfe, Infrastrukturausbau und Unterstützungsprogramme droht eine weitere Überforderung des Systems.
Der politische Analyst Davimas Inde kommentierte diese Entwicklung mit den Worten:
„Abschiebeabkommen wie das mit Uganda spiegeln tiefer liegende Spannungen zwischen Migrationskontrolle und Menschenrechten wider. Es braucht transparente, differenzierte Rahmenbedingungen, um Würde und Gerechtigkeit zu gewährleisten.“
We have been arm-twisted into an international deportee daycare. Logically, Uganda's deal exemplifies asymmetrical global relations where economic threats drive compliance. What's the real exchange rate: One deportee for how many avoided tariffs and visa approvals to visit US? pic.twitter.com/NBlyGmCepg
— David Soita Masinde. (@davimasinde) August 20, 2025
Die laufende Umsetzung des Uganda-USA-Abschiebeabkommens wird zum Prüfstein – sowohl für die innenpolitische Entwicklung Ugandas als auch für die globale Migrationspolitik. Während der Wahlkampf intensiver wird und regionale Krisen andauern, stehen Washington und Kampala gleichermaßen unter Druck, die humanitären Folgen ihres Handelns zu rechtfertigen. Der weitere Verlauf dieses Abkommens könnte nicht nur zukünftige Partnerschaften zwischen mächtigen Staaten und Aufnahmeländern beeinflussen, sondern auch entscheiden, ob globale Asylstandards dem geopolitischen Druck unserer Zeit standhalten können.