Die Nahost-Strategie von Präsident Donald Trump, insbesondere im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Abraham-Abkommen im Jahr 2025 nach seiner Wiederwahl, hat neue Dynamiken in die regionale Politik gebracht.
Die ursprünglich 2020 initiierten Abkommen zwischen Israel und vier arabischen Staaten den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko und Sudan hatten die Normalisierung der Beziehungen zum Ziel. Nun strebt Trump eine Erweiterung der Koalition an, um weitere arabische und zentralasiatische Staaten einzubinden. Er präsentiert das Programm als Eintritt in eine neue Ära regionalen Friedens und wirtschaftlichen Wohlstands.
Die Abraham-Abkommen wurden in Washington und unter den Partnerstaaten gelobt, da sie eine neue Grundlage für wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit im Nahen Osten geschaffen haben. Trump positioniert die Abkommen als geopolitisches Friedensinstrument, das darauf abzielt, den Einfluss Teherans in der Region zu neutralisieren.
Friedensbotschaften inmitten wachsender Instabilität
Trump stellt die Abkommen als Beweis für die führende Rolle der USA in der Friedensförderung dar. Seiner Argumentation zufolge sei die Region nun auf dem Weg in eine Zukunft ohne Kriege, in der wirtschaftliche Integration und regionale Zusammenarbeit möglich sind – auch ohne eine Lösung des zentralen Konflikts zwischen Israel und Palästina.
Doch diese Vision wird zunehmend kritisiert. Der seit 2023 erneut ausgebrochene Krieg in Gaza stellt die langfristige Tragfähigkeit solcher Friedensinitiativen infrage, zumal sie die palästinensische Frage weitgehend ausklammern.
Gaza-Krieg und Widersprüche in der US-Außenpolitik
Bis Oktober 2023 starben mehr als 60.000 Palästinenser im Gaza-Konflikt. Die Trump-Regierung verteidigte die militärischen Aktionen Israels konsequent als Selbstverteidigung. Diese Haltung hat international, insbesondere unter humanitären Organisationen und Verbündeten, scharfe Kritik ausgelöst – viele sehen darin eine Ignoranz gegenüber der zivilen Opfer und ein Verstärken der regionalen Instabilität.
Trotz anhaltender Berichte über zerstörte Infrastruktur und humanitäre Katastrophen hat Trump keine Bedingungen an die US-Militärhilfe für Israel geknüpft. Neben der Friedensrhetorik der Abraham-Abkommen tritt eine zweigleisige Politik zutage: Diplomatische Vereinbarungen einerseits, militärische Unterstützung andererseits.
Nachkriegspläne und umstrittene Verwaltungsmodelle
Trump verfolgt eine Vision für Gaza nach dem Krieg, die eine von den USA unterstützte Wiederaufbaustruktur vorsieht – von manchen Beobachtern als „Treuhandmodell“ bezeichnet. Diese Idee beinhaltet eine Beteiligung regionaler arabischer Akteure am Wiederaufbau, aber auch Überlegungen zur teilweisen Umsiedlung der Bevölkerung – ein Vorschlag, der von palästinensischer Seite und internationalen Organisationen scharf abgelehnt wird.
Solche Pläne verdeutlichen eine Top-down-Perspektive auf Friedensprozesse, in der externe Kontrolle und wirtschaftliche Planung über politische Teilhabe gestellt werden. Kritiker sehen darin ein Beispiel für die Widersprüchlichkeit von Stabilitätsrhetorik und tatsächlicher Exklusion.
Strategische Diplomatie basiert auf militärischer Entschlossenheit
Trump verfolgt weiterhin seinen sogenannten “Peace to Prosperity”-Plan, erstmals 2020 vorgestellt. Der Plan setzt auf Investitionen, Infrastrukturentwicklung und grenzüberschreitende Kooperation als Mittel zum Frieden. Im Jahr 2025 reaktiviert, betont Trump, dass nachhaltiger Frieden nicht durch politische Verhandlungen, sondern durch Sicherheitsgarantien und wirtschaftliche Integration erreichbar sei.
Diese Strategie ist Ausdruck eines diplomatischen Ansatzes, der auf Transaktionen und strategische Neuordnung setzt, anstatt auf klassische Diplomatie. Kritiker betonen jedoch, dass eine Missachtung palästinensischer Souveränitätsrechte und Flüchtlingsfragen den Konflikt eher verschärft als löst.
Iran-Eindämmung und militärische Allianzen
Trumps Erweiterungspläne für die Abraham-Abkommen sind eng mit seiner neuen militärischen Druckstrategie gegen Iran verbunden. Im Juli 2025 griffen US-Streitkräfte mutmaßliche iranische Nuklearanlagen an – ein Angriff, der in Teheran Empörung auslöste und die Region erschütterte.
Zusätzlich setzt Trump auf Waffenlieferungen und Militärbündnisse mit arabischen Staaten, was seine Nahost-Politik als Mischung aus Diplomatie und Abschreckung durch Stärke erscheinen lässt. Im Zentrum steht das Prinzip, dass Frieden durch Macht erzwungen werden könne – anstatt durch Kompromisse.
Regionale und internationale Reaktionen
Länder wie die VAE und Marokko, die bereits Teil der Abraham-Abkommen sind, zeigen sich vorsichtig gegenüber der Erweiterung, auch wenn wirtschaftlicher Nutzen in Aussicht steht. In großen Teilen der arabischen Bevölkerung herrscht jedoch Misstrauen gegenüber der Normalisierung mit Israel, besonders angesichts der anhaltenden Gewalt in Gaza.
Die palästinensische Führung lehnt das Vorgehen der Trump-Regierung rundweg ab und wirft den USA Einseitigkeit und die systematische Ausgrenzung palästinensischer Interessen vor. Mahmoud Abbas und andere bezeichnen die US-Politik als Zwangsdiplomatie und warnen vor langfristigen Schäden an der regionalen Ordnung.
Besorgnis unter US-Verbündeten
Europäische und NATO-Verbündete kritisieren die humanitären Folgen der US-Politik in Gaza und warnen vor den Konsequenzen einer Vernachlässigung der zentralen Konfliktursachen. Zwar befürworten einige Staaten die Normalisierungspolitik, betonen aber, dass ohne Lösung von Besatzung, Vertreibung und Bürgerrechten kein nachhaltiger Frieden möglich sei.
Die Vereinten Nationen fordern erneut politische Verhandlungen und mahnen die USA, ihre Verpflichtung zu internationalem Recht und humanitären Standards einzuhalten.
Die ungewisse Zukunft regionaler Friedenspolitik
Die Nahostpolitik des wiedergewählten Präsidenten Trump ist geprägt von einem harten Dualismus. Einerseits hat er regionale Allianzen durch die Abraham-Abkommen gestärkt und die USA als treibende Kraft wirtschaftlicher Zusammenarbeit positioniert. Andererseits zeigt sich in Gaza eine militärische Eskalation und ein konfrontativer Kurs gegenüber Iran – ein Zeichen für eine Machtpolitik, die Diplomatie in den Hintergrund rückt.
Ob der Nahe Osten in Zukunft tatsächlich Frieden erleben kann, hängt davon ab, wie diese widersprüchlichen Strategien weitergeführt werden. Es bleibt offen, ob Trump bereit sein wird, seine aggressive Diplomatie mit echter politischer Inklusion zu verbinden – und ob die Region selbst Wege findet, langfristige Stabilität durch Teilhabe statt durch Kontrolle zu erreichen.