Nach der Verabschiedung des African Growth and Opportunity Act (AGOA) im Jahr 2000 profitierte die USA von einer Handelspräferenz mit 32 Ländern südlich der Sahara. Diese konnten ihre Exporte zollfrei in die USA liefern. Das Abkommen kurbelte die wirtschaftliche Entwicklung in Bereichen wie Textil, Landwirtschaft und Automobilindustrie an und schuf über 300.000 direkte und mehr als eine Million indirekte Arbeitsplätze auf dem Kontinent.
Doch zu Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump begannen die Handelsvolumina im Rahmen von AGOA zu schrumpfen. Bis 2023 sanken die afrikanischen Exporte in die USA auf 9,3 Milliarden US-Dollar, verglichen mit einem Höchststand von 66 Milliarden im Jahr 2008. Besonders betroffen waren landwirtschaftliche Exporte, die 2019 nur noch 344 Millionen US-Dollar erreichten ein drastischer Rückgang gegenüber 1,5 Milliarden im Jahr 2016. Mit der „America First“-Politik veränderte Trump die Handelsbeziehungen der USA grundlegend: Zölle, Neuverhandlungen und Unsicherheit machten afrikanischen Exporteuren das Geschäft schwerer.
Mit dem Auslaufen von AGOA im Jahr 2025 wurden die Folgen dieser Politik sichtbar. Viele afrikanische Länder stehen vor einer großen Unsicherheit, insbesondere in arbeitsintensiven Branchen, die auf zollfreien Zugang zum US-Markt angewiesen sind.
Die Auswirkungen von Zöllen und politischer Unsicherheit auf afrikanische Volkswirtschaften
Die Zollpolitik der Trump-Regierung war ein zentraler Bestandteil ihrer Handelsstrategie – auch gegenüber afrikanischen Ländern, die zuvor von AGOA profitierten. Besonders deutlich wurde dies in Südafrika: Auf Autoexporte wurden Zölle von bis zu 30 Prozent erhoben, was die Exporte bis Mitte 2025 um mehr als 85 Prozent einbrechen ließ. In Lesotho wurde die Textilindustrie mit Strafzöllen von bis zu 50 Prozent belastet, die später zwar auf 15 Prozent gesenkt wurden, jedoch bereits großen Schaden angerichtet hatten. Fabrikschließungen und Massenentlassungen waren die Folge.
Neben den direkten Handelsverlusten zerstörten die Zölle ganze Lieferketten. Schwache US-Nachfrage, ausbleibende Investitionen in Hafeninfrastruktur und Auftragsstornierungen führten in Ländern wie Madagaskar, Kenia und Äthiopien zu Kapitalabflüssen und Produktionsstopps.
Verzögerte AGOA-Verlängerung und Investitionsunsicherheit
Obwohl es positive Signale gab, ließ sich die Trump-Regierung viel Zeit mit der Verlängerung von AGOA, das im September 2025 auslief. Diese Verzögerungen verstärkten die politische Blockade in Washington und verhinderten einen reibungslosen Beschluss, der in früheren Jahren selbstverständlich gewesen wäre.
Das Fehlen klarer Perspektiven führte zu Nervosität bei afrikanischen Regierungen und Unternehmen. Es ging nicht nur um technische Fragen, sondern auch um Finanz- und Investitionsentscheidungen sowie Arbeitsplätze in den am stärksten abhängigen Branchen. Ohne eine klare Post-AGOA-Politik begannen einige afrikanische Firmen, ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren – insbesondere in Richtung China und Europäische Union.
Diplomatische Fehltritte und Erosion der US-afrikanischen Handelsbeziehungen
Die Trump-Regierung behandelte Afrika weitgehend transaktional – bilaterale Deals statt multilateraler Diplomatie. Diese Herangehensweise schränkte die strategische Tiefe der Handelsbeziehungen ein. Die zögerliche AGOA-Verlängerung war symptomatisch für einen generellen diplomatischen Rückzug aus Afrika.
Dies geschah zu einer Zeit, in der die geostrategische Bedeutung Afrikas zunahm. Der Kontinent verfügt über einen wachsenden Anteil an kritischen Rohstoffen wie Kobalt und Seltenen Erden, die für grüne Technologien und Militäranwendungen essenziell sind. Doch die USA versäumten es, diese Ressourcen als Basis für langfristige Partnerschaften zu nutzen.
Konkurrenz durch globale Wirtschaftsmächte
Während die USA stagnierten, bauten China und die EU ihre Präsenz in Afrika massiv aus. Mit langfristigen Investitionsprogrammen und Handelsabkommen wie den EU-Wirtschaftspartnerschaften und Chinas „Belt and Road Initiative“ boten sie verlässlichere Optionen. Das Fehlen einer konsistenten US-Handelspolitik schwächte die amerikanische Position in einem sich rasch verändernden Umfeld.
Analysten betonen, dass es im US-Kongress zwar breite Unterstützung für AGOA gibt, die entscheidende Rolle aber bei der Exekutive liegt. Unter Trump lag der Schwerpunkt jedoch auf innenpolitischen Themen – auf Kosten Afrikas.
Stimmen zu Trumps wirtschaftlichem Erbe und Afrikas Zukunft
Führungskräfte afrikanischer Industrie- und Gewerkschaftsverbände warnen vor den langfristigen Folgen des AGOA-Rückgangs. Manager von Textilfabriken in Kenia berichten von massiven Entlassungen aufgrund ausbleibender US-Bestellungen. Gewerkschaften in Lesotho schätzen, dass bis zur Hälfte der Beschäftigten in der Textilbranche ihre Jobs verlieren könnten. Frauen sind davon besonders betroffen, da sie den Großteil der Arbeitskräfte stellen.
Handelsexperten betonen, dass AGOA zwar kein Allheilmittel war, aber ein stabiles Fundament bot. Sein Wegfall entzieht vielen Ländern insbesondere Binnenstaaten ein zentrales Instrument für exportgetriebenes Wachstum.
Forderungen nach einem modernen, gegenseitigen Rahmen
Viele Akteure fordern nun ein neues, reziprokes Handelsabkommen, das der heutigen Wirtschaftslage entspricht. Dazu gehören Empfehlungen zur Diversifizierung der Exporte über die Textilbranche hinaus, zur Integration digitaler Handelsregeln und zur Verankerung nachhaltiger Entwicklungsstandards.
Analysten wie Malick Sane sehen Trumps Politik als institutionalisiertes Misstrauen gegenüber internationalem Handel, das die Wiederherstellung von Vertrauensabkommen wie AGOA erschwert. Zudem deckten AGOA-Importe 2023 nur rund 5,5 Prozent strategisch wichtiger Rohstoffe ab – ein Hinweis auf ungenutzte Potenziale.
Strategische Implikationen für die künftige US-Afrika-Handelspolitik
Die aktuellen Probleme im US-Afrika-Handel machen einen Strategiewechsel erforderlich. Vertrauen zurückzugewinnen wird nur mit klaren Verantwortlichkeiten, Win-Win-Ansätzen und Schutzmechanismen gegen abrupte Kurswechsel möglich sein. Afrikanische Staaten fordern zunehmend Handelsbeziehungen, die Sicherheit und langfristige Investitionsanreize garantieren.
Die nächste Phase könnte ein neues AGOA, ein umfassendes US-Afrika-Freihandelsabkommen oder bilaterale Verträge umfassen. Dringend bleibt die Wiederherstellung von Berechenbarkeit und Vertrauen.
Politischer Wille und die Weggabelung 2025
Das Auslaufen von AGOA fällt in eine entscheidende US-Wahlphase. Trumps protektionistisches Erbe prägt die Debatte weiter, und jede künftige Regierung muss mit dessen innenpolitischen Folgen umgehen. Gleichzeitig treten afrikanische Partner zunehmend selbstbewusst als gleichberechtigte Akteure auf, die Abkommen auf Gegenseitigkeit und gemeinsamen Wachstum bevorzugen.
Die kommenden Monate bieten den USA die Chance, ihre wirtschaftliche Rolle in Afrika neu zu definieren. Ob sie diesen Moment nutzen, um Handelsbeziehungen zu reparieren – oder Einfluss an globale Wettbewerber abgeben wird Afrikas Entwicklungspfade und die strategische Position Amerikas auf dem Kontinent auf Jahre hinaus bestimmen.