Das neue Wettrennen um Afrika: Wie die US-China-Rivalität Afrikas Souveränität untergräbt

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The New Scramble for Africa: How US-China Rivalry Undermines African Sovereignty?
Credit: cqpress.sagepub.com

Die geopolitische Bedeutung Afrikas rückt erneut in den Mittelpunkt, da die Vereinigten Staaten und China ihren globalen Einflusskampf fortsetzen. Diese Rivalität wird heute weniger durch ideologische Stellvertreterkriege, wie während des Kalten Krieges, als vielmehr durch wirtschaftliche Infrastruktur, digitale Netzwerke und Rohstoffsicherung ausgetragen. Mit seiner strategischen maritimen Lage, seinen reichen Bodenschätzen und einer jungen Bevölkerung ist der Kontinent zum Schlüsselgebiet globaler Machtverschiebungen im 21. Jahrhundert geworden.

China ist mittlerweile Afrikas wichtigster Handelspartner und macht bis Anfang 2025 rund 20 Prozent der afrikanischen Importe und Exporte aus. In Kenia mit der Standard-Gauge-Eisenbahn oder in Ghana mit Bauxitkonzessionen investiert Peking massiv in Infrastruktur, Bergbau und Telekommunikation. In den letzten fünf Jahren finanzierte China rund 70 Großprojekte auf dem Kontinent.

Im Gegensatz dazu läuft 2025 das African Growth and Opportunity Act (AGOA) der USA aus ein herber Rückschlag für die Handelsbeziehungen. Das Programm hatte zollfreien Export afrikanischer Produkte wie Textilien, Agrarerzeugnisse und Autoteile in die USA ermöglicht. Sein Ende gefährdet Tausende Arbeitsplätze, insbesondere in Äthiopien, Kenia und Lesotho, und untergräbt das Vertrauen in die Nachhaltigkeit amerikanischer Wirtschaftspolitik.

Unterschiedliche Wirtschaftsstrategien und ihre Folgen

Chinas Afrika-Strategie basiert auf der Neuausrichtung der Belt and Road Initiative (BRI), die sich nun stärker auf Energie, Logistik und digitale Korridore konzentriert. Die langfristigen, rohstoffgestützten Kredite, die Peking vergibt, sind für afrikanische Regierungen attraktiv, da sie schnelle Entwicklung ohne politische Auflagen versprechen.

Die chinesischen Investitionen in Kobalt- und Kupferminen in der Demokratischen Republik Kongo und in Sambia dienen Chinas eigenem Interesse an der grünen Energiewende. Durch die Kontrolle über Lieferketten für Elektroauto-Rohstoffe sichert sich China eine strategische Position. Der Bau des Bagamoyo-Hafens in Tansania sowie Eisenbahnprojekte in Nigeria und Sudan zeigen Pekings Fokus auf logistische Dominanz.

Doch diese Projekte haben ihren Preis. Obwohl China offiziell jede „Schuldenfalle“ bestreitet, mussten Länder wie Angola und Sambia ihre Rückzahlungsbedingungen neu verhandeln. Fragen zu Arbeitsrechten, Umweltschutz und Transparenz bleiben bestehen.

US-Neuausrichtung und verpasste Chancen

Angesichts des chinesischen Tempos versucht Washington, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. 2025 kündigte die Biden-Regierung Investitionen in strategische Infrastruktur an, darunter 600 Millionen US-Dollar für den Lobito-Korridor in Angola eine logistische Alternative zu chinesischen Bahnprojekten, die Sambias Kupfergürtel mit dem Atlantik verbinden.

Diese Initiativen bleiben jedoch punktuell. Politische Spaltungen und konkurrierende außenpolitische Prioritäten verhindern eine kohärente Afrika-Strategie. Anders als Chinas staatlich koordinierte Ansätze stützen sich US-Projekte auf den Privatsektor, der hohe Renditen verlangt und langfristige Entwicklungsrisiken meidet.

Das Ende von AGOA ist besonders folgenreich. Es schwächt nicht nur den Handel, sondern auch die industrielle Entwicklung, die auf den Zugang zum US-Markt angewiesen war. Viele afrikanische Produzenten orientieren sich nun nach China oder in regionale Märkte was den Einfluss Washingtons weiter reduziert.

Afrikanische Souveränität im Spannungsfeld der Supermächte

Afrikanische Regierungen begrüßen ausländische Investitionen als notwendig für Infrastruktur und Industrialisierung. Doch sie müssen Chancen und Risiken sorgfältig abwägen. Kredite, die an Ressourcen oder Infrastruktur als Sicherheiten gebunden sind, führen häufig zu einer schleichenden Abhängigkeit.

Beispiele sind Ugandas umstrittene Flughafenverträge und Ghanas Lithium-für-Infrastruktur-Abkommen. Solche Vereinbarungen zeigen die schwierigen Kompromisse, die mit ausländischer Finanzierung einhergehen. Intransparente Verträge und mangelnde parlamentarische Kontrolle schüren die Angst, dass nationale Vermögenswerte indirekt in ausländische Hände geraten.

Die US-chinesische Konkurrenz lässt Afrika zunehmend wie ein geopolitisches Schlachtfeld erscheinen. Laut politischen Analysten verdrängt diese Logik lokale Prioritäten, schwächt die Demokratie und untergräbt politische Eigenständigkeit.

Rufe nach afrikanischer Eigenständigkeit und regionaler Integration

Der Ruf nach einem „dritten Weg“, fernab der Abhängigkeit von China oder den USA, wird lauter. Die Afrikanische Union und regionale Wirtschaftsgemeinschaften setzen auf die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA), die seit 2021 in Kraft ist und 2025 an Bedeutung gewinnt. Sie fördert innerafrikanischen Handel, Standardisierung und regionale Wertschöpfungsketten mit dem Ziel, mehr Wert auf dem Kontinent zu halten.

Führende afrikanische Politiker, darunter der nigerianische Präsident und die kenianische Außenministerin, fordern strukturelle Reformen zur Stärkung lokaler Produktion, besseren Vertragsbedingungen und größerer Transparenz. Pan-afrikanische Denker plädieren für eigene Entwicklungsbanken ohne westlichen oder chinesischen Einfluss, um Abhängigkeiten zu reduzieren.

Zivilgesellschaftliche Gruppen und Jugendbewegungen fordern mehr Verantwortlichkeit im Umgang ihrer Regierungen mit externen Partnern. Diese lokalen Impulse sind entscheidend, um afrikanische Interessen jenseits geopolitischer Machtspiele zu behaupten.

Strategische Konkurrenz und Souveränitätsfragen im Jahr 2025

Die Rivalität zwischen den USA und China beeinflusst nicht nur Investitionsmuster, sondern auch Afrikas innenpolitische Entscheidungsprozesse. Sicherheitskooperationen, digitale Infrastruktur und Verteidigungsabkommen werden zunehmend von einem der beiden Blöcke dominiert.

Chinas „Safe City“-Projekte in Äthiopien und Angola integrieren Überwachungstechnologien, die ethische und souveränitätspolitische Fragen aufwerfen. Im Gegenzug versuchen US-geführte Cybersecurity-Initiativen chinesische Anbieter auszuschließen allerdings unter Bedingungen des Informationsaustauschs, die in Afrika Skepsis hervorrufen.

Auch Handelskriege und Währungsschwankungen, ausgelöst durch geopolitische Spannungen, treffen afrikanische Märkte. Mitte 2025 führten Streitigkeiten über seltene Erden zu Preisschwankungen, die rohstoffabhängige Volkswirtschaften weiter destabilisierten.

Der Ökonom Steve Hanke warnte jüngst:

„Afrikas wirtschaftliches Schicksal steht am Scheideweg zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung der Einfluss externer Mächte droht, lokale Initiativen zu überlagern.“

Er forderte afrikanische Führungen zu mehr Transparenz und Eigenverantwortung auf.

Der zunehmende Wettbewerb zwischen China und den USA um die Vorherrschaft in Afrika verdeutlicht die Instabilität globaler Entwicklungsmuster, die auf geopolitischen Verflechtungen beruhen. Angesichts der Investitionen in Häfen, Eisenbahnen und die Rohstoffindustrie stellt sich für afrikanische Länder nicht die Frage, wer die Infrastruktur baut, sondern wer die Regeln, Bedingungen und die Ausrichtung solcher Interaktionen festlegt. Die eigentliche Frage ist: Wird Afrika den externen Wettbewerb zu einer treibenden Kraft für internen Wandel machen oder wird seine Souveränität aufgrund der Machtpolitik des 21. Jahrhunderts weiteren externen Schlägen ausgesetzt sein?

Research Staff

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