Um ihre Ziele in Washington voranzutreiben, richten Kryptowährungsunternehmen – insbesondere Coinbase und Tether – ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf die Demokraten. Auch wenn sich die politische Macht erneut verschieben sollte, wollen sie sicherstellen, dass die Regulierung dem Sektor zugutekommt.
Wie stärkt Coinbase seine Verbindungen zu demokratischen Beratern?
Laut einem Bericht von Bloomberg ist David Plouffe, ehemaliger Berater von Barack Obama und Kamala Harris, dem Beirat von Coinbase beigetreten. Das Stablecoin-Unternehmen Tether engagierte eine Lobbyfirma, die mit ehemaligen Mitarbeitern von Joe Biden verbunden ist.
Die Branchengrößen im Kryptosektor sind sich bewusst, dass die Demokraten bald wieder Kontrolle über das Weiße Haus oder den Kongress erlangen könnten. Sollte sich die Branche ausschließlich auf republikanische Unterstützung verlassen, riskiert sie, langfristig an Einfluss zu verlieren. Fachleute wie Austin Campbell von der NYU und WSPN USA haben davor gewarnt.
Michael Reed, langjähriger Mitarbeiter der demokratischen Führung im Repräsentantenhaus, wurde kürzlich vom prominenten Krypto-Investor Andreessen Horowitz eingestellt – ein Zeichen für strategisch tiefgreifende Planungen. Obwohl das Unternehmen Trumps Kampagne 2024 unterstützte, sieht es nun den Aufbau von Beziehungen zu den Demokraten als lohnenswert an.
Welche Rolle könnte der GENIUS Act für Krypto spielen?
Berichten zufolge zahlt sich diese neue Taktik bereits aus. Der GENIUS Act, ein bedeutender Gesetzentwurf zur Regulierung von Kryptowährungen, wurde vom US-Senat verabschiedet. Sechzehn Demokraten unterstützten ihn, das Votum fiel mit 68 zu 30 Stimmen aus. Paul Grewal, Chief Legal Officer bei Coinbase, erklärte, dass dieser Fortschritt, der vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre, einen wichtigen Meilenstein für die Branche darstellt.
Die heutige Abstimmung im Senat über den GENIUS Act gilt als höchstwahrscheinlich erfolgreich und ebnet den Weg zur weiteren Behandlung im Repräsentantenhaus. Um einen regulatorischen Rahmen für Stablecoins in den USA zu schaffen, ist dieser Schritt entscheidend.
Dennoch wollen einige Demokraten verhindern, dass Donald Trump von seinen Aktivitäten im Kryptobereich profitiert. Ihre Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten. Auch an einem umfassenderen Gesetz – dem CLARITY Act – wird gearbeitet, jedoch mit Verzögerungen.
Weitere Anhörungen sind laut Republikanern wie Tim Scott für Juli geplant. Konkrete Maßnahmen im Senat könnten jedoch erst im Herbst erfolgen. Andere drängen darauf, dass das Repräsentantenhaus beide Gesetze zusammenführt, um den Prozess zu beschleunigen. Doch die Zeit arbeitet gegen die Kryptowirtschaft: Je länger es dauert, desto größer die Gefahr sachfremder Änderungen.
Bereits Anfang des Jahres wurde ein Stablecoin-Gesetz von den Demokraten abgelehnt – vor allem wegen Trumps Verbindung zur Kryptowelt. Unter den schärfsten Gegnern im Senat waren Jeff Merkley und Elizabeth Warren.
Auch einige Republikaner hatten eigene Bedingungen. Josh Hawley wollte die Nutzung von Stablecoins durch IT-Konzerne einschränken, während Rand Paul eine Prüfung der Federal Reserve forderte. Beide Vorschläge scheiterten. Coinbase setzt sich zudem für verzinste Stablecoin-Konten ein, doch es gibt bislang keine Einigung im Kongress. Die Kryptobranche insgesamt sorgt sich weiterhin, dass letztlich nur ein einziges Gesetz verabschiedet werden könnte – mit begrenztem Nutzen.