Das Auslaufen des African Growth and Opportunity Act (AGOA) im September 2025 wird einen Wendepunkt in der US-Wirtschaftspolitik gegenüber Afrika darstellen. Der AGOA war eine beispiellose Politik, die erstmals im Jahr 2000 unterzeichnet wurde und mehr als 6.500 Produkten aus den qualifizierten Ländern Subsahara-Afrikas zollfreien Zugang zum US-Markt gewährte.
Das Auslaufen seiner Laufzeit, die in den Resolutionen des Kongresses bei seiner Wiederwahl im Jahr 2025 weder verlängert noch ersetzt wurde, ist ein Omen für eine neue Prioritätensetzung in Washington.
Die derzeitige Regierung unter Präsident Donald Trump hat angedeutet, dass hilfebasierte Systeme nicht mehr im strategischen oder wirtschaftlichen Interesse der USA liegen. Vielmehr konzentriert sie sich auf gegenseitigen Vorteil, Autarkie und marktbasierte Interaktion. Diese umfassendere außenpolitische Doktrin der Regierung im Jahr 2025, die Handelspräferenzen auf nationales Interesse und Gegenseitigkeit stützt, stellt eine klare Abkehr von den weitgehend einseitigen Zugeständnissen des AGOA dar.
Wirtschaftlicher und geopolitischer Kontext im Jahr 2025
Im Jahr 2024 belief sich der Handel zwischen den USA und Afrika auf 104,9 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die wichtigsten Branchen waren Öl und Gas, Landwirtschaft, Bekleidung und Fahrzeugteile.
Trotz dieses Wachstums dominiert China weiterhin Afrikas Importmärkte mit einem viermal höheren Exportvolumen als die USA im gleichen Zeitraum. Chinas Infrastrukturprojekte im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative und rohstoffbasierte Kreditmodelle bieten Afrika alternative Finanzierungsoptionen, die die USA nicht bereitstellen. Die Handelspolitik der Trump-Regierung ist eng mit ihren geopolitischen Maßnahmen verzahnt, einschließlich gezielter Zölle gegen Länder wie Südafrika. Diese Maßnahmen spiegeln die engen BRICS-Verbindungen Südafrikas wider und stehen im Zusammenhang mit internationalen Urteilen, die die US-Außenpolitik kritisieren. Dadurch wird das Engagement der USA in Afrika im Jahr 2025 zunehmend komplex.
Strategische Neuausrichtung der US-Politik
Die Auflösung von USAID und die Eingliederung der Entwicklungszusammenarbeit in das US-Außenministerium markieren einen strukturellen Wandel in der Diplomatie, die Handel mit Entwicklungshilfe verbindet.
Beim US-Afrika-Wirtschaftsgipfel im Juni 2025 in Johannesburg wurde ein neuer wirtschaftlicher Kooperationsplan in sechs Punkten vorgestellt. Die Strategie konzentriert sich auf Infrastruktur, Energie, Technologie, Produktion, Regierungsführung und Arbeitskräfteentwicklung. Mit Handelsabkommen im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar zeigte der Gipfel, dass die USA langfristige Wirtschaftsbeziehungen anstreben, die nicht auf klassischer Entwicklungshilfe basieren. Regierungsvertreter betonten dabei das Ziel eines fairen Wettbewerbs anstelle einseitiger Abhängigkeiten.
Neue Chancen im Handelsrahmen nach AGOA
Die neuen Handelsabkommen zwischen den USA und Afrika stützen sich stark auf die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA). Mit 54 Mitgliedsländern und 1,4 Milliarden Einwohnern bietet AfCFTA einen einheitlichen Markt für US-Exporteure und Investoren. Die Freihandelszone vereinfacht Zollverfahren, harmonisiert Standards und verbessert die regionale Logistik – ein klarer Vorteil für US-Firmen in fragmentierten Regulierungsumfeldern.
Zahlreiche US-Unternehmen haben bereits Logistikzentren und Partnerschaften in AfCFTA-Ländern angekündigt, um regionale Lieferketten aufzubauen und afrikanische Fertigung mit globalen Märkten zu verbinden eine Entwicklung, die besonders für kritische Mineralien und Elektronik abseits Chinas interessant ist.
Wachstumspotenzial in Schlüsselbranchen
Zu den vielversprechenden Sektoren zählen Technologieinfrastruktur, erneuerbare Energien und Agribusiness. Die US-amerikanische Entwicklungsfinanzierungsbehörde (DFC) hat ihre Kreditgarantien und Projektfinanzierungen in West- und Ostafrika diversifiziert – mit Schwerpunkt auf Telekommunikation, Solarenergie und Bewässerungssysteme.
Das Programm Prosper Africa, das aus der Ära Biden stammt, wurde zwar umbenannt und ins Außenministerium integriert, bleibt jedoch operativ und fördert weiterhin öffentlich-private Partnerschaften. Anfang 2025 erhielten Fintech-Start-ups in Kenia und Ghana Fördermittel in Höhe von 200 Millionen Dollar – ein Zeichen für das wachsende US-Interesse an Afrikas digitaler Transformation.
Herausforderungen für eine nachhaltige wirtschaftliche Partnerschaft
Das Ende von AGOA schafft ein Vakuum, das für kleinere afrikanische Volkswirtschaften schwer zu bewältigen ist. Länder mit breiter Exportbasis wie Nigeria, Kenia und Südafrika können auf bilaterale oder branchenspezifische Abkommen ausweichen. Weniger diversifizierte Länder erleiden jedoch sofortige Nachteile.
Einige lokale Industrien könnten sogar über Nacht den Zugang zum US-Markt verlieren ohne Übergangsregelung oder Hilfspaket. Akteure der afrikanischen Wirtschaft warnen, dass der Wegfall des zollfreien Status den exportbasierten Arbeitsmarkt schwächen und industrielle Entwicklung bremsen könnte. Bereits Mitte 2025 meldeten Textilhersteller in Äthiopien und Lesotho einen Rückgang der US-Bestellungen.
Migrationsdruck und Sicherheitsfragen
Der Anstieg afrikanischer Migration zur US-Südgrenze verschärft die politische Debatte in den USA. Bereits im ersten Halbjahr 2025 wurden rund 34.000 Migranten aus Afrika an der Grenze registriert – Anlass für erneute Diskussionen über Entwicklungshilfe, Asylpolitik und Grenzsicherheit.
In einem solchen Umfeld wird die Handelspolitik zunehmend sicherheitspolitisch aufgeladen. Afrikanische Regierungen fordern die Trennung von Migrationsfragen und wirtschaftlicher Kooperation, aus Sorge um das gegenseitige Vertrauen und die bilateralen Beziehungen.
Strategische Empfehlungen für stärkere Zusammenarbeit
Handelsexperten empfehlen einen mehrschichtigen Ansatz für die Zeit nach AGOA: Länderspezifische Abkommen, regionale Verträge und aktive Beteiligung an AfCFTA-Protokollen. So könnten die USA Afrikas Entwicklungsweg unterstützen und gleichzeitig eigene strategische Interessen sichern.
Der Ausbau digitaler Handelsabkommen, optimierte Zollverfahren und datenbasierte Handelsanalysen sind zentrale Werkzeuge für zukünftige Kooperation. Afrikanische Länder schlagen gegenseitige Anerkennungssysteme vor, um Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu harmonisieren und Marktzugang für KMU zu erleichtern.
Bedingte Handelspräferenzen und gemeinsames Investment
Einige Experten befürworten ein Modell bedingter Handelspräferenzen, das wirtschaftliche Reformen, demokratische Regierungsführung und Regulierungstransparenz belohnt.
In Kombination mit leistungsabhängigen Investitionsanreizen könnte Kapital gezielt in Infrastruktur und Fertigung in Afrika gelenkt werden. Multilaterale Entwicklungsbanken und Staatsfonds könnten eine größere Rolle spielen. Laut einer Weltbank-Studie aus dem Jahr 2025 könnte sogenanntes “blended finance” bis zu 50 Milliarden US-Dollar jährlich für afrikanische Entwicklungsprojekte mobilisieren – sofern abgestimmt mit G7-Handelsprioritäten.
Der künftige Weg des US-Afrika-Handels
Die Handelsbeziehungen nach AGOA sind geprägt von konkurrierenden Interessen, geopolitischen Rivalitäten und realpolitischen Abwägungen. Das neue Modell verspricht beidseitige Vorteile statt einseitiger Präferenzen.
Mit der zunehmenden regionalen Integration und globalen Wettbewerbsfähigkeit afrikanischer Volkswirtschaften bieten sich sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die USA. Entscheidend wird sein, ob beide Seiten flexibel und visionär agieren.
Die Geschwindigkeit politischer Entscheidungen, die Reaktionsfähigkeit der Wirtschaft und die regulatorische Klarheit werden bestimmen, ob die Post-AGOA-Phase eine Grundlage für vertiefte Partnerschaften oder einen Moment der Abkopplung darstellt. Für beide Seiten ist der Umgang mit dieser Transformation richtungsweisend für das globale Handelsgefüge der kommenden Dekade.


