Anfang 2025 gründete die Trump-Regierung das Department of Government Efficiency (DOGE), um die föderale Bürokratie der USA unter der Leitung von Elon Musk zu reformieren. Ziel war es, Geschäftsprozesse zu vereinfachen und Ausgaben zu senken. DOGE erhielt außergewöhnliche Vollmachten darunter die Befugnis, traditionelle Verwaltungsentscheidungen außer Kraft zu setzen. Doch im Laufe des Jahres wuchs die Kritik von Transparenzaktivisten, Journalisten und Juristen an der intransparenten Arbeitsweise der Behörde.
Im Mittelpunkt der Kritik steht die sogenannte DOGE-FOIA-Klage eine Klage auf Grundlage des Freedom of Information Act (FOIA), die von den Watchdog-Organisationen Citizens for Responsibility and Ethics in Washington (CREW) und American Oversight eingereicht wurde. Diese werfen DOGE vor, interne Kommunikationsunterlagen zurückzuhalten ein Schritt, der laut Kritikern den gesellschaftlichen Kontrollmechanismus gefährlich untergräbt. Der Fall gilt mittlerweile als einer der bedeutendsten Tests der Exekutivtransparenz seit Jahrzehnten.
Rechtliche Grundlagen und Umfang exekutiver Geheimhaltung
Die zentrale Rechtsfrage lautet, ob DOGE als Regierungsbehörde gilt und somit der FOIA unterliegt oder ob sie lediglich als beratende Einheit im Dienste des Präsidenten zu betrachten ist, die von diesen Verpflichtungen befreit wäre. Die Regierung argumentierte, DOGE sei eine beratende und operative Innovationsstelle außerhalb der gesetzlichen Reichweite. Die Gerichte betonten jedoch wiederholt die praktischen Vollmachten der Behörde nicht deren formale Struktur oder Personalorganisation.
Gerichtliche Reaktionen auf DOGEs Argumente
US-District-Court-Richter Christopher Cooper wies DOGEs Argumentation im Februar 2025 zurück und stellte fest, dass ihre Geheimhaltung gegen das Prinzip einer öffentlichen Verwaltung verstoße. Jede Einheit, die Regierungsgewalt ausübe, müsse sich dem FOIA unterwerfen, unabhängig von ihrer Bezeichnung. Cooper ordnete die schrittweise Freigabe der Dokumente an ein Urteil, das das Prinzip „Form darf Funktion nicht übertrumpfen“ im Sinne demokratischer Rechenschaft bekräftigte.
Berufung und mögliche Auswirkungen vor dem Supreme Court
Nach dieser Entscheidung legte die Trump-Regierung Berufung beim Supreme Court ein und argumentierte, eine Offenlegung verletze das Prinzip exekutiver Geheimhaltung. Das Oberste Gericht nahm den Fall Ende 2025 an, was ihn zu einem Präzedenzfall im Transparenzrecht macht. Rechtsexperten sehen darin die Möglichkeit, die Behandlung hybrider öffentlicher und privater Verwaltungsstrukturen im Rahmen des FOIA grundsätzlich zu verändern insbesondere bei einer stärker unternehmerisch geprägten Regierungsführung.
Verletzungen der Dokumentationspflicht und digitale Risiken
Neben FOIA-Verstößen ergab eine parallele Klage von American Oversight, dass DOGE verschlüsselte Kommunikationsdienste wie Signal und Slack für offizielle Korrespondenz nutzte. Diese Anwendungen, die Nachrichten automatisch löschen, widersprechen offenbar dem Federal Records Act (FRA), der die Aufbewahrung offizieller Kommunikation vorschreibt. Der Verdacht, dass DOGE gezielt Dokumentation vermeiden wollte, wirft grundlegende Fragen zur digitalen Rechenschaftspflicht auf.
Der Aufstieg flüchtiger Kommunikation
Der DOGE-Fall verdeutlicht ein wachsendes Muster: Spitzenbeamte greifen zunehmend auf kurzlebige Kommunikationskanäle zurück, die kaum Entscheidungsnachweise hinterlassen. Zwar fördern diese Tools Effizienz, doch sie erschweren Aufsicht und historische Nachvollziehbarkeit. Fehlende klare Richtlinien schaffen Governance-Lücken, in denen wesentliche Entscheidungen außerhalb der Archive getroffen werden.
Auswirkungen auf die Durchsetzung von Archivgesetzen
Die Missachtung von Dokumentationspflichten führte im Kongress zu Forderungen, den FRA zu reformieren und Strafen für vorsätzliche Vernichtung elektronischer Aufzeichnungen zu verschärfen. Die DOGE-Klage könnte einen Präzedenzfall schaffen, der Behörden zwingt, ihre Transparenzmechanismen an die Realitäten digitaler Kommunikation anzupassen.
Breitere Folgen für Regierungsführung und Demokratie
Dass DOGE innerhalb eines Jahres Bundesausgaben in Höhe von rund 100 Milliarden US-Dollar kürzte, machte die Behörde zu einem Symbol administrativer Umwälzung. Doch ihre Geheimhaltungspraxis löste eine Debatte darüber aus, wie weit Effizienzstreben gehen darf, bevor demokratische Kontrollmechanismen untergraben werden.
Deregulierung versus Offenlegung
DOGEs interne Richtlinien, insbesondere das algorithmische Bewertungssystem zur Analyse von Behördendopplungen, bleiben geheim. Aktivisten vermuten, dass diese Modelle politische Vorurteile in die Ressourcenverteilung und Personalpolitik einfließen lassen könnten. Ohne Offenlegung ist eine öffentliche Bewertung von Effizienz oder ideologischer Ausrichtung unmöglich. So entsteht ein Verantwortlichkeitsdefizit – insbesondere, wenn Effizienzargumente politische Zwecke verschleiern.
Möglicher politischer Einfluss
Eine FOIA-Anfrage im April 2025 ergab, dass DOGE über 800 Millionen US-Dollar an Gemeindeförderungen gestrichen hatte, die zuvor vom Justizministerium bewilligt worden waren. Analysten stellten fest, dass diese Kürzungen überproportional demokratisch regierte Bundesstaaten betrafen. Diese Enthüllungen nähren den Verdacht, dass administrative Geheimhaltung politisch motivierte Eingriffe verdecken könnte.
Gerichtliche Präzedenzfälle und sich wandelnde Transparenznormen
Die DOGE-Verfahren markieren einen Wendepunkt in der Durchsetzung des FOIA. Die Gerichte betonen, dass die Transparenzpflicht nicht vom Namen einer Einrichtung, sondern von ihrer tatsächlichen Funktion abhängt. Damit wird der FOIA auch auf hybride Institutionen ausgedehnt, die staatliche Kontrolle mit unternehmerischer Steuerung verbinden.
Erweiterung des Behördenbegriffs
In mehreren jüngsten Urteilen – unter anderem in den Fällen CREW v. DOGE und Democracy Forward v. Judges – wurde bekräftigt, dass jede Einheit, die öffentliche Ressourcen verwaltet, den gesetzlichen Transparenzanforderungen unterliegt. Damit schließen die Gerichte Schlupflöcher, die es künftigen Regierungen erlauben könnten, Schattenverwaltungen außerhalb rechtlicher Kontrolle zu bilden.
Transparenz im Zeitalter der Innovation
Die DOGE-Klage verdeutlicht den Widerspruch zwischen Innovation und Verantwortlichkeit. Mit der Einführung künstlicher Intelligenz und modellbasierter Entscheidungsfindung steigt der Bedarf an technischer Dokumentation und Modellprüfung. Der Fall könnte den Maßstab dafür setzen, wie der FOIA sich an datengetriebene Regierungsformen anpasst, in denen Entscheidungsprozesse zunehmend automatisiert sind.
Fortbestehende Unklarheiten und Durchsetzungsprobleme
Trotz juristischer Erfolge der Transparenzaktivisten verzögert DOGE weiterhin die Herausgabe von Dokumenten – teils durch administrative Prüfungen, teils durch Verzögerungstaktiken. Kritiker bemängeln, dass solches Verhalten den Geist richterlicher Anordnungen untergräbt und eine Kultur der Geheimhaltung fördert. Das Office of Information Policy steht unter Druck, verbindliche Fristen und Sanktionen für verspätete Offenlegung festzulegen.
Politische Sensibilität und öffentliche Wahrnehmung
Die enge Verbindung zwischen DOGE und Elon Musk sowie die Einbettung in Trumps Deregulierungspolitik haben die Debatte zusätzlich politisiert. Kritiker sehen in DOGE ein Experiment zur Privatisierung exekutiver Macht. Befürworter hingegen argumentieren, Geheimhaltung sei notwendig, um proprietäre Innovationen aus dem Privatsektor zu schützen.
Lehren für die Zukunft öffentlicher Rechenschaft
Der anhaltende DOGE-FOIA-Streit steht exemplarisch für einen zentralen Konflikt moderner Regierungsführung: Effizienz versus Transparenz. Um demokratische Legitimität zu sichern, muss das Transparenzrecht mit dem wachsenden Einfluss hybrider Institutionen und technologischer Entscheidungsprozesse Schritt halten.
Die endgültige Entscheidung in diesem Fall dürfte prägend dafür sein, wie künftige Regierungen Reformbehörden gestalten und datengetriebene Politik verantworten. Ob die Gerichte umfassende Offenlegungspflichten bestätigen oder neue exekutive Privilegien zulassen die DOGE-Affäre hat die Grenzen öffentlicher Verantwortlichkeit im digitalen Zeitalter bereits neu definiert. Sie wirft eine grundlegende Frage auf, die weit über 2025 hinaus relevant bleibt: Kann eine Demokratie Innovation und Transparenz zugleich wahren, ohne eines von beiden zu opfern?


