Trumps Friedensanspruch im Kongo: PR-Erfolg trotz anhaltender Konflikte

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Trump’s Peace Claim in Congo: A PR Win Amid Continued Conflict
Credit: Manuel Balce Ceneta, Associated Press

Die Demokratische Republik Kongo und Ruanda unterzeichneten das sogenannte „Washington-Abkommen“, ein von den USA vermitteltes Abkommen, das von Präsident Donald Trump als ein „bahnbrechender Erfolg“ gefeiert wurde. Es sieht den schrittweisen Abzug ruandischer Truppen, die Entwaffnung von Milizen wie der FDLR sowie eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Handel unter US-Garantie zur Entschärfung regionaler Spannungen vor.

Trumps Behauptung:

„Ich habe es gestoppt… Ich habe es beendet und viele Leben gerettet.“

Diese markige Aussage zieht Aufmerksamkeit auf sich – nicht nur als rhetorisches Signal, sondern auch als Distanzierung von den realen Entwicklungen. Der seit den 1990er Jahren andauernde Konflikt im ressourcenreichen Osten der DR Kongo hat Millionen Menschen das Leben gekostet oder zur Flucht gezwungen. Trotz der symbolischen Bedeutung umfasst das Washington-Abkommen nicht alle Akteure, die zur Gewalt beitragen. Besonders die Rebellengruppe M23, die stark verdächtigt wird, von Ruanda unterstützt zu werden, ist nicht Teil des Abkommens und kontrolliert weiterhin große Gebiete in Nord- und Südkivu.

Anhaltende Gewalt untergräbt Friedenshoffnungen

Die Abwesenheit der M23 bei den Verhandlungen hatte Folgen. Mitte 2025 intensivierte die Gruppe ihre Angriffe und festigte ihre Kontrolle über Gebiete nahe Goma und Bukavu. Allein im Juli 2025 dokumentierte Human Rights Watch mindestens 140 zivile Todesopfer durch Vergeltungsangriffe in Nord-Kivu. Die Widerstandskraft der M23 zeigt die Grenzen hochrangiger Diplomatie, die entscheidende nichtstaatliche Akteure außen vor lässt.

Obwohl Ruandas offizielle Politik die Stabilität durch Neutralisierung von Gruppen wie der FDLR betont, wirft die kongolesische Regierung Kigali vor, weiterhin logistische und nachrichtendienstliche Unterstützung an M23 zu leisten. Diese widersprüchlichen Erzählungen erschweren die Umsetzung des Washington-Abkommens und werfen Fragen zu seiner langfristigen Tragfähigkeit auf.

Vertreibung und humanitäre Notlagen

Die zunehmende Gewalt hält Millionen Menschen in den östlichen Provinzen der DR Kongo auf der Flucht. Mehr als 6,9 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene – viele ohne Zugang zu Unterkünften, Nahrungsmitteln oder medizinischer Versorgung. Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte im August 2025, dass fast ein Drittel der Menschen in Ostkongo unter akuter Ernährungsunsicherheit leidet. Der Zugang zu medizinischer Hilfe ist aufgrund der unsicheren Lage weiterhin stark eingeschränkt.

Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern eine Friedensagenda, die den Realitäten vor Ort gerecht wird. Der anglikanische Erzbischof von Kinshasa bezeichnete das Abkommen als „Extraktivismus im Gewand des Friedens“ und forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Kluft zwischen elitenzentrierten Abkommen und den Bedürfnissen der einfachen Bevölkerung zu erkennen.

Geostrategische und wirtschaftliche Interessen

Die Rohstoffe der DR Kongo – Kobalt, Lithium, Tantal und Kupfer – sind zentrale Elemente globaler Lieferketten für Batterien, Smartphones und KI-Infrastruktur. Ihre geostrategische Bedeutung ist gestiegen, insbesondere da westliche Regierungen Alternativen zu chinesischen Lieferquellen suchen. Im Rahmen des Washington-Abkommens hat die Trump-Regierung wirtschaftliche Kooperationen betont und sich zur Entwicklung eines „verantwortungsvollen Rohstoffkorridors“ mit US-Technologie- und Logistikpartnern verpflichtet.

Kritiker bemängeln jedoch, dass die Verknüpfung des Friedensprozesses mit Rohstoffzugängen wirtschaftliche Interessen über die Sicherheit der Bevölkerung stellt. Die Geheimhaltung kommerzieller Vertragsbestandteile hat im kongolesischen Parlament sowie unter internationalen Beobachtern Empörung ausgelöst. Viele befürchten, dass das Abkommen unter dem Vorwand der Stabilität Ausbeutung legitimiert, insbesondere wenn private Sicherheitsdienste gemeinsam mit Bergbauunternehmen operieren.

Neuausrichtung der US- und Regionaldiplomatie

Das Abkommen passt zur strategischen Neuausrichtung Washingtons in Zentralafrika. Mit der Vermittlung wollte Trump die US-Diplomatie in einer Region wiederbeleben, in der China, Frankreich und die Golfstaaten an Einfluss gewonnen haben. Zudem positioniert sich Washington damit als Vermittler im konfliktreichen Verhältnis zwischen Ruanda und der DR Kongo.

Doch der Waffenstillstand ist fragil, und ein Wiederaufflammen der Gewalt könnte die Legitimität der USA als Friedensvermittler beschädigen. Sollte die Gewalt nicht enden oder sich gar verschärfen, wird das Abkommen womöglich als politischer Schachzug und nicht als ernsthafter Friedensversuch in Erinnerung bleiben.

Rolle regionaler und internationaler Akteure

Sowohl die Afrikanische Union (AU) als auch die Vereinten Nationen (UN) begrüßten das Washington-Abkommen, warnten aber, dass es nur dann wirksam sei, wenn es umfassende Entwaffnung, Wiedereingliederung ehemaliger Kämpfer und Maßnahmen zur sozialen Reintegration begleite. Die AU entsandte Beobachter vor Ort, und die UN-Friedensmission MONUSCO, deren Rückzug 2024 begonnen hatte, steht nun unter Druck, in Krisenregionen präsent zu bleiben, um Massaker zu verhindern und Zivilisten zu schützen.

Als Folge dieser Entwicklungen schlugen Staatschefs aus Angola, Uganda und dem Südsudan vor, parallele Gespräche zu führen, um auch M23 und lokale bewaffnete Gruppen einzubinden. Dies reflektiert das wachsende Bewusstsein, dass nachhaltiger Frieden nur mit Beteiligung aller relevanten Akteure und unter Einbeziehung von Land-, Identitäts- und Repräsentationsfragen möglich ist.

Stimmen der Zivilgesellschaft

Lokale Gruppen beklagen, dass sie von den Friedensgesprächen ausgeschlossen wurden. Geistliche und Aktivisten aus Goma und Ituri verspotteten das Washington-Abkommen als realitätsfern und kritisierten den Fokus auf geopolitische Narrative statt auf lokale Bedürfnisse. Auch wenn die begleitenden Exekutivvereinbarungen eine Vision für eine „postextraktive“ Zukunft skizzieren, fehlen konkrete Pläne für Gerechtigkeit, Entschädigung betroffener Gemeinden und die Rückgabe enteigneter Ländereien.

Diese Person äußerte sich öffentlich zum Thema und betonte, dass echter Frieden im Kongo nur durch die gleichzeitige Berücksichtigung von Sicherheits- und Gerechtigkeitsfragen möglich ist:

Seine Worte spiegeln die weit verbreitete Sorge wider, dass Friedenserklärungen das fortdauernde Leiden und die strukturelle Ungleichheit verschleiern, wenn tiefere Ursachen nicht angegangen werden.

Der schwierige Weg von Diplomatie zu dauerhaftem Frieden

Der Trump Kongo Friedensdeal 2025 markiert eher einen Moment diplomatischer Sichtbarkeit als eine echte Lösung. Das Washington-Abkommen bietet eine Basis zur Reduktion militärischer Spannungen zwischen den Staaten, aber sein Versäumnis, nichtstaatliche Akteure einzubeziehen und die Konflikttreiber umfassend anzugehen, begrenzt seinen transformativen Effekt.

Für einen dauerhaften Frieden müssen die Akteure über top-down-Ansätze hinausgehen. Dazu gehören der Dialog mit Rebellengruppen, Investitionen in soziale Dienste und Infrastruktur, strafrechtliche Verfolgung von Kriegsverbrechen und die aktive Einbindung der Zivilgesellschaft. Nur durch ein solches ganzheitliches Vorgehen kann es der DR Kongo gelingen, die gewaltsamen Zyklen zu durchbrechen, die ihre östlichen Provinzen seit Jahrzehnten heimsuchen.

Die Welt steht vor der Entscheidung: Wird sie sich mit einem symbolischen Fortschritt zufriedengeben oder sich der mühevollen Aufgabe stellen, eine gerechte und sichere Zukunft für die Vielfalt des Kongo zu schaffen? Denn jenseits diplomatischer Schlagzeilen entscheidet sich der wahre Frieden nicht am Verhandlungstisch, sondern im Leben der Menschen, die Tag für Tag den Preis des Konflikts zahlen.

Research Staff

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