Kalter Krieg: Trumps Afrika-Strategie und die historischen Lektionen

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Cold War Echoes in Trump’s Africa Strategy and the Historical Lessons
Credit: Yuri Gripas/UPI/Shutterstock

Die US-Politik gegenüber Afrika wird heute von einer an den Kalten Krieg erinnernden Realpolitik bestimmt, die durch die zweite Amtszeit von Donald Trump 2025 neu entfacht wurde. Sie beruht auf einer transaktionalen Sichtweise von Diplomatie und sicherheitsbasierten Partnerschaften auf Kosten der Förderung von Demokratie und Entwicklungshilfe, die den strategischen Ansatz seiner Regierung prägen. Dieses Modell ist eine Kopie des Kalten Krieges, in dem das US-Interesse an afrikanischen Staaten weniger von Werten, sondern von strategischer Logik bestimmt war.

Die USA haben autoritäre Regime, vor allem in Kamerun, Togo und Uganda, durch stillschweigende Unterstützung verlängert, im Austausch für Geheimdienstkooperation, Terrorismusbekämpfung oder Zugang zu wertvollen Rohstoffen. Solche Beziehungen werden als wesentlich für die Stabilität der Region verteidigt und unterdrücken daher lokale demokratische Bewegungen, wie schon im Kalten Krieg.

Kürzungen der Entwicklungshilfe und Ressourcendeals

Eine der deutlichsten Veränderungen ist der Abbau oder die Umwidmung von US-Entwicklungsinstitutionen. Die Arbeit von USAID wurde stark reduziert, während das Team in Afrika bilaterale Sicherheits-Ressourcen-Abkommen fördert. Ein Beispiel ist die Demokratische Republik Kongo, die kürzlich einen Vertrag über Lithiumabbau im Austausch gegen Sicherheitstechnologie und Überwachungskompetenzen des US-Militärs (inklusive Drohneneinsatz und Ausbildung vor Ort) abgeschlossen hat.

Diese Praxis des Tauschs von Rohstoffen gegen militärische Ausrüstung ist nicht neu. Schon während des Kalten Krieges folgten die Operationen in Angola, Zaire und Liberia demselben Muster, als US-Konzerne und das Pentagon Regime stabilisierten, um amerikanische Interessen zu sichern und Ressourcen auszubeuten.

Der ideologische Einfluss von Beratern

Elon Musk und ideologische Ausrichtungen

Elon Musk trägt als unkonventioneller (aber wirkungsvoller) Berater zur Gestaltung der Trump-Politik in Afrika bei. Musk wuchs in der südafrikanischen Apartheidsgesellschaft auf, und offenbar prägt diese Weltsicht seine Haltung zur Landreform in der Post-Apartheid-Ära. Berichten zufolge hat er Trump dazu gedrängt, weißen südafrikanischen Farmern Flüchtlingsschutz zu gewähren, und dabei weit rechts stehende Ideen von „weißem Genozid“ zitiert.

Diese ideologische Position entspricht der Interventionslogik des Kalten Krieges, als Regierungen Afrikas mit sozialistischen oder anti-kolonialen Landreformen als „kommunistische“ Bedrohungen gebrandmarkt und bekämpft wurden. In Angola und Mosambik etwa folgten US-Geheimaktionen oft ideologischen Linien.

Bilaterale Diplomatie statt Multilateralismus

Trump setzte in der Außenpolitik generell auf den direkten Kontakt mit Staatsoberhäuptern und untergrub so multilaterale Zusammenarbeit über die Afrikanische Union oder die UN-Wirtschaftskommission für Afrika. Diese Form der Diplomatie ähnelt der des Kalten Krieges, in der strategische Vereinbarungen oft persönlich zwischen US-Präsidenten und afrikanischen Machthabern getroffen wurden.

Dieser Stil schafft Abhängigkeiten und schließt die Zivilgesellschaft vom politischen Diskurs aus. Er hemmt Investitionen in langfristige Institutionen wie Rechtsstaatlichkeit oder Korruptionsbekämpfung, wodurch die USA mehr auf schnelle Erfolge als auf nachhaltige Partnerschaften setzen.

Afrikas wachsende globale Bedeutung

Wirtschaftswachstum und demografische Macht

Das Afrika des Jahres 2025 ist wirtschaftlich Lichtjahre vom Afrika des Kalten Krieges entfernt. 13 der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften liegen auf dem Kontinent, angeführt von Nigeria, Äthiopien und Kenia. Die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) wächst mit dem Ziel, 54 Länder zu einem gemeinsamen Markt zu vereinen.

Bis 2050 dürfte Afrika eine Bevölkerung von 2,5 Milliarden haben – mit enormem Arbeitskräftepotenzial. Doch die Trump-Politik ignoriert diese langfristigen Trends und fokussiert sich weiterhin auf sofortigen Ressourcenzugang und Sicherheitskooperation.

Strategische Rohstoffe und das neue Wettrennen

Moderne Technologien beruhen auf Kobalt, Lithium und seltenen Erden, die vor allem für Energiespeicherung und Verteidigung unverzichtbar sind. Länder wie Mali, die DR Kongo und Namibia besitzen die Schlüssel zu diesen Ressourcen. Trumps Afrika-Team betrachtet diese Staaten vor allem aus Ressourcensicht, um Lieferketten zu sichern und Chinas Einfluss auszugleichen.

Diese enge strategische Perspektive belebt jedoch koloniale Dynamiken wieder. Durch die Betonung der Rohstoffausbeutung und Vernachlässigung lokaler Industrien riskieren die USA, wirtschaftliche Modelle zu zementieren, die historisch zu Abhängigkeit und Unterentwicklung führten.

Großmachtrivalität in Afrika

Afrika ist erneut Schauplatz des Wettbewerbs der Großmächte. China setzt seine „Belt and Road“-Investitionen fort, während Russland Sicherheitsverträge über paramilitärische Gruppen wie Wagner (inzwischen unter neuem Namen) anbietet. Trumps Darstellung dieser Rivalität als Nullsummenspiel erinnert an die Doktrinen des Kalten Krieges, in denen jede afrikanische Ausrichtung als strategischer Gewinn oder Verlust gesehen wurde.

In Niger etwa übernahm eine US-freundliche Militärführung nach einem Putsch die Macht, forderte sofort US-Unterstützung zur Terrorismusbekämpfung an und schloss EU- und französische Beteiligung aus. Dies verdeutlicht die exklusive und transaktionale Natur der Trump-Partnerschaften.

Öffentlichkeitsdiplomatie und Imageverlust

Trumps Politik gefährdet die Soft Power der USA in Afrika. Bildungsprogramme, öffentliche Diplomatie und Unterstützung für die Zivilgesellschaft wurden gestrichen. So füllen chinesische und golfstaatliche Medien, Schulen und religiöse Institutionen das Vakuum. Während des Kalten Krieges bauten US-Bibliotheken, Kulturzentren und Voice of America dauerhafte Bindungen auf. Ihr heutiges Fehlen schwächt den Einfluss Amerikas.

Folgen für afrikanische Staaten

Auswirkungen des Hilfsentzugs und ideologischer Sanktionen

Südafrika ist ein Beispiel für die Komplikationen ideologisch motivierter Sanktionen. Trumps Regierung entzog Pretoria die Vorzugsbedingungen des AGOA-Abkommens, nachdem Südafrika seine Landreform verteidigte und militärische Beziehungen zu den BRICS-Staaten vertiefte. Außerdem boten die USA weißen Südafrikanern beschleunigte Visa an – von südafrikanischen Führern als rassistisch kritisiert.

Dies erinnert an Episoden des Kalten Krieges, als US-Ideologie oft die Hilfsströme bestimmte. Das Fehlen von Entwicklungshilfe heute treibt afrikanische Länder in stärkere Abhängigkeit von weniger bedingenden Partnern wie China, das auf Infrastruktur statt Governance setzt.

Militarisierung und wirtschaftliches Ungleichgewicht

Somalia und die DR Kongo haben unter Trump neue Sicherheitsabkommen geschlossen. Während das kurzfristig die Lage gegen Terrorgruppen und Milizen verbesserte, kritisieren viele, dass dies langfristigen Friedensaufbau behindert.

Handelsmissionen nahmen zu, sind aber stark von Rohstoffsektoren dominiert. US-Botschaften melden Erfolge anhand von Handelsvolumen statt Entwicklungsergebnissen. Dieser Kurzfristansatz hilft, Handelsdefizite auszugleichen, trägt aber wenig zur Diversifizierung oder Stärkung afrikanischer Volkswirtschaften bei.

Wie die Geschichte vor einer Wiederholung warnt

Warnung der Geschichte vor Wiederholungen

Die Lektionen des Kalten Krieges zeigen, dass die Unterstützung von Autokraten kurzfristig Sicherheit bringen, aber langfristig Instabilität säen kann. Der Zusammenbruch von Regimen wie Mobutus in Zaire oder Does in Liberia hinterließ Gewalt und Chaos.

Trumps Bevorzugung autoritärer Stabilität vor demokratischem Risiko könnte diesen Zyklus wiederholen. Auf Dauer schadet das dem Image der USA als verlässlicher Partner für institutionellen Aufbau und untergräbt die afrikanische Zivilgesellschaft.

Will Tanners Analyse und neue Kritik

Will Tanner, Politikstratege und Kommentator, griff diese Themen in Interviews mit Al Jazeera auf. Er warnt vor den Parallelen zwischen Trumps Afrika-Strategie und den Interventionen des Kalten Krieges. Die Abwesenheit von Entwicklungshilfe und Demokratieförderung mache den Kontinent anfällig für räuberische Einflüsse rivalisierender Mächte.

Seine Bedenken unterstreichen die Risiken einer eindimensionalen US-Strategie, die Afrikas Streben nach eigenständigem Wachstum und Governance ignoriert.

Wo die Strategie scheitern — oder sich wenden könnte

Afrikas geopolitische Zentralität 2025 ist unbestreitbar, und seine Führer sind selbstbewusster und global besser vernetzt als zu Zeiten des Kalten Krieges. Der Kontinent ist kein passiver Empfänger von Außenpolitik mehr, sondern ein Akteur mit wachsender Handlungsfähigkeit. Da Staaten zunehmend vielfältige Partnerschaften suchen und externe Bedingungen ablehnen, hängt der Erfolg von Trumps Afrika-Strategie weniger vom amerikanischen Willen als von der afrikanischen Aufnahmebereitschaft ab.

Setzt sich der Transaktionalismus fort, ohne die tiefer liegenden Entwicklungsbedarfe zu adressieren, könnte die Strategie unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Während die Welt in eine multipolare Ordnung übergeht, in der Indien, Brasilien, die Türkei und die Golfstaaten Schlüsselakteure in Afrika werden, schwindet Washingtons Zeitfenster für eine Neuausrichtung.

Die Erinnerung an die Fehler des Kalten Krieges ist im politischen Bewusstsein Afrikas noch präsent. Die Frage ist, ob die USA diese Lektionen beherzigen – oder dazu verdammt sind, sie in einem neuen Jahrhundert des Wettbewerbs zu wiederholen.

Research Staff

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